Was wäre, wenn die AfD in den Landtag einziehen würde?

Meine Heimat ist Mecklenburg-Vorpommern. Dort ist es unglaublich schön und idyllisch. Und es ist halt Heimat. Aber dort passiert irgendwie nichts und so bin ich vor Jahren quasi als Wirtschaftsflüchtling gen Westen gegangen.
Wenn ich mit Freunden, Kollegen oder Bekannten über meine Heimat rede, geht es mir ein bisschen so, wie der Autorin dieses Artikels: Ich erwische mich bei Sätzen wie „Ja, da ist es schon schön, aber…“.

Weil da also nicht so viel passiert, hört man vor dort auch wenig.
Dieser Tage ist das allerdings etwas anderes, denn heute steht dort eine Landtagswahl an, deren Ausgang einen wichtigen Trend in Richtung Bundespolitik aufzeigen wird (Nichts desto trotz werden die Politiker der „etablierten“ Parteien genau das am Ende dieses Tages vehement verneinen.).
Daher schaut ganz Medien-Deutschland seit gefühlt drei Wochen nach Schwerin, Rostock & Co. und hat die große Angst, dass die AfD zweitstärkste Kraft werden könnte.
Die ollen demokratieungeübten Ossis wählen ja gerne Protest, dieses „Rechts“ scheint da gut anzukommen: Die NPD sitzt ja bereits seit über zehn Jahren im Landtag und von der latenten Ausländerfeindlichkeit wird auch öfter mal berichtet.
Kurz: Man erwartet Schlimmstes.

Dauernd hört man davon, dass die Menschen, die AfD & Co. wählen dumm wären, kleingeistig und ungeschickt beim Denken. An diese oberflächliche Erklärung glaube ich nicht. In diesem ausführlichen Artikel hat die Zeit schön beleuchtet wo viel eher ein wesentlicher Zusammenhang stecken könnte. Ich denke, dass die Landflucht, die im Osten der Republik wegen einiger Fehler in der Wendepolitik wesentlich stärker ausgeprägt ist als im Westen, eines der großen Probleme dieses Landes ist. Die erschreckende Abwesenheit von Alternativen und Möglichkeiten, lässt die Regionen dort geradezu ausbluten. Ein Trend, den es nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa gibt.

Was noch als wichtiger Grund hierzulande dazu kommt, ist der Frust nach so vielen entscheidungsarmen Jahren der großen Koalition(en). Es gibt im Moment einfach keine relevanten Unterschiede mehr in den Profilen der Parteien. Im Grunde sind sie alle gleich weichgespült und inhaltsleer.

Nur ein kleines aktuelles Beispiel: Die CDU & SPD in Meck-Pomm boykottieren den Wahlomaten. Laut Marcus Unbenannt (SPD Landesgeschäftsführer) weil „der Wahl-O-Mat eine Einfachheit vorgaukelt, die nicht echt ist“. Sie machen sich also noch nicht mal die Mühe ihre Positionen zu beziehen.
Was ist denn bitte so schwer daran zu bestimmten gesellschaftlichen Themen klar Stellung zu beziehen?
Genau diese Kerbe des Wischi-Waschi-Lamentierens ist es, in die die Rechten schlagen.

Ausgehend davon, dass die AfD also bald mit wehenden Fahnen in den Landtag einzieht, wäre sie als eine der größeren Landtagsfraktionen gezwungen zu liefern und würden selbst zu denen gehören, die sie momentan auf so ekelhafte Weise permanent attackieren. Meine Hoffnung ist, dass sie sich in der realen Politik durch ihre Inhaltsarmut, durch politische Zwänge, Widersprüche, dumme Entscheidungen, Realitätsferne, kleingeistiges Gezoffe usw. entzaubern und dann dort verschwinden wo brauner Müll hingehört.
Eine vage Hoffnung, denn das mit der NPD war ja auch nicht so schnell vorbei…

Durch die Anwesenheit einer großen AfD-Fraktion im Parlament müssten sich die anderen Parlamentsparteien mit den AfD-Positionen auseinandersetzen. Dadurch könnten sie endlich ihre eigenen Profile wiederfinden und versuchen an den relevanten Dingen etwas zu tun und damit zu einer wahren Alternative für Meck-Pomm und für Deutschland zu werden. Eine, die humanistischer ist.
Für mich ist offensichtlich, dass Meck-Pomm und Deutschland dringend eine Alternative brauchen. Allerdings nicht die, die dieses Wort in ihrem Parteinamen führt.

PS: Ein kleiner Pro-Tipp an alle: wirklich kein Mensch dort sagt „Mecklenburg Vorpommern“. Sagt „MV“ oder „Meck-Pomm“. Bitte.